Ein Schweizerischer Berater bringt eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete App auf den Markt und schliesst sich einer ehemaligen brasilianischen Führungskraft an, um ein Projekt zu unterstützen und neue Märkte zu erobern.
Von Dalen Jacomino / swissinfo.ch
Die Mission, den Planeten in einen Ort der Nachhaltigkeit zu verwandeln, hat den Schweizerischen Berater Matthias Müller und die brasilianische Unternehmerin Telma Gomes zur gleichen Zeit zusammen gebracht. Müller ist der Schöpfer des Nachhaltigkeits-Kompasses, einer Smartphone-App, die im Juni 2014 ins Leben gerufen wurde, um das Denken und Verhalten im Zusammenhang mit der
Nachhaltigkeit anzuregen. Seit Ende 2014 ist Gomes Partnerin dieses Projekts.
Die Brasilianerin hat u. a. die App in die portugiesische Sprache übersetzt. "Unser Ziel bei der Initiative besteht darin, die Fragen und die Suche nach Antworten auf Fragen der Nachhaltigkeit anzuregen", sagt Müller, der von einer Gruppe Mitarbeitern und Technikern unterstützt wird. Die App funktioniert so, dass sie den Benutzern Fragen stellt, wenn diese eine Entscheidung treffen oder ein Projekt managen müssen, und regt sie zum Nachdenken und zur Evaluierung des Nachhaltigkeitsgrades ihres Handelns an.
The Natural Step
Der Inhalt der App geht von einer wissenschaftlichen Grundlage aus, die von The Natural Step entwickelt wurde. Seit der Gründung im Jahr 1989 in Schweden durch den Wissenschaftler Karl-Henrik Robert, ist The Natural Step eine nichtstaatliche Organisation, die ein Referenz- und Arbeitssystem vorschlägt, das auf die Nachhaltigkeit menschlichen Handelns auf der Erde
ausgerichtet ist.
Dieses System enthält vier Grundsätze, die für den Erfolg des "Weltsystems" von fundamentaler Bedeutung sind. Der erste Grundsatz besteht darin, nicht zum systematischen Abbau von Substanzen, die aus der Erdkruste (beispielsweise Schwermetalle, fossile Brennstoffe) extrahiert werden,
beizutragen. Der zweite Grundsatz besteht darin, die fortschreitende Ansammlung der von der menschlichen Gesellschaft hergestellten chemischen Substanzen zu beenden (z. B. Dioxine, PCB, DDT). Der dritte Grundsatz will die Beteiligung des Menschen an der fortschreitenden Schädigung und Zerstörung der Natur und der natürlichen Prozesse (beispielsweise zu starke Nutzung der Wälder) beenden. Und der letzte vierte Grundsatz handelt davon, die Fähigkeit der Menschen, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen (zum Beispiel in Bezug auf Arbeitsbedingungen, Sicherheit und
Staatsbürgerschaft), nicht zu schwächen.
Bewusstseinsbildung
"Wir glauben, dass Nachhaltigkeit mit dem Bewusstsein und dem Verständnis oder auch mit dem schlauen Denken beginnt, dem später dann wirksame Massnahmen folgen sollten", sagt Müller. Zusätzlich zur App erhält der Benutzer einen Spielkartenstapel, der gedruckt und als eine Art Spiel
verwendet werden kann. "Sie erhalten 18 Karten mit Tipps, wie in Ihrer Familie, in der Schule, mit Freunden oder bei Arbeit über Nachhaltigkeit diskutiert werden kann", erklärt Gomes.
Müller sagt, dass viele der Apps, die derzeit auf dem Markt sind, sich darauf konzentrieren, den Verbrauchern Ratschläge zu erteilen. Vielen fehlt aber eine ganzheitliche Sicht auf nachhaltiges Handeln. Gerade weil er keine schnellen Antworten liefert oder das Leben der Verbraucher "erleichtert", was das Ziel der meisten Apps ist, kann der Nachhaltigkeits-Kompass eine Herausforderung sein, erklärt Müller.
"Ausgehend von eigenen Erfahrungen sind wir davon überzeugt, dass das Erteilen von Ratschlägen oder das Anbieten von Lösungen nicht dazu führt, dass sich Menschen bewegen. Menschen müssen selbst die Antworten auf ihre Projekte finden. "In diesem Sinne ist die App eher ein Partner für
Fragen und Entscheidungen im täglichen Leben", erklärt er. "Unsere App ist nicht komplex, sondern kann in viele Sprachen übersetzt werden. Der kulturelle Kontext ist nicht präsent in der App, er wird vom Nutzer geschaffen", gibt der Berater zu verstehen.
Die nächsten Schritte
Abgesehen davon, dass Gomes, eine Brasilianerin, die seit 5 Jahren in Schweden lebt, das Potential der Methode der App kennt und daran glaubt, ist sie Teilnehmerin eines Netzwerkes, das diesen Vorschlag zur Nachhaltigkeit unterstützt. "Die Idee ist, eine Welt des Guten zu erschaffen. Menschen zu inspirieren, mehr Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie ihr Denken und Handeln Einfluss auf die Welt, in der wir leben, nehmen ", sagt sie. "Wirmüssen neue Regeln für das Spiel erfinden, anderenfalls wird unser Planet zugrunde gehen" erklärt sie.
Neben Müller und Gomes gehört eine Unternehmerin aus Mexiko zum Team. Derzeit ist die App in Deutsch, Englisch, Portugiesisch und Spanisch erhältlich. Und kostet 2 Euro. Es gibt sie für iOS- und Android-Systeme.
Die nächsten Schritte? Die Unternehmer glauben, dass es ein enormes Potential für die Anpassung der Technologie und des Konzepts an Unternehmen, Organisationen und Schulen gibt. "Unternehmen können ihre eigene App erhalten, die an ihre Bedürfnisse und Herausforderungen angepasst
ist", erklärt Müller. "Wir interagieren mit Menschen und Nutzern, die uns ihre Kommentare und Ratschläge senden, wie wir unseren Service verbessern könnten. Dabei erfahren wir, dass es möglich ist, viele anregende Beziehungen aufzubauen, wenn wir versuchen, etwas Nützliches zu erreichen."
Die Unternehmer
Der Schweizerische Berater, Matthias Müller, arbeitet im Bereich Innovation, Design und Nachhaltigkeit. Er ist der Gründer der Mensch Design Innovation GmbH. Der ehemalige Journalist und Berater von Swisscom ist der Mitbegründer von The Natural Step in der Schweiz und derzeit als Präsident dieser Organisation in der Schweiz tätig.
Telma Gomes aus Sao Paulo kann auf eine lange und solide Führungslaufbahn in verschiedenen multinationalen Firmen in Brasilien zurückblicken. Sie kam 2010 nach Schweden, um ihren Master-Abschluss in Nachhaltigkeit zu machen und blieb schließlich hier. 2011 gründete Gomes
"WIESD" (Frauen an der Spitze der Innovation, unternehmerische Initiative und nachhaltige Entwicklungsprogramme), ein Programm, das die Rolle der Frauen in Führungspositionen erweitern und ihre Beteiligung an Innovation, Unternehmertum und Nachhaltigkeit fördern soll.